Wenn man solche langgezogenen “schwarze Krümel-Brösel-Spuren” am Juister Strand sieht…
… dann kann man davon ausgehen, dass so mancher Juister schon in den frühen, grauen Morgenstunden mit Harke und Adlerauge an den Strand pirscht, um nach Bernstein zu suchen – denn in dieser dunklen Masse findet man ihn erfahrungsgemäß oft.
Das hat folgenden Hintergrund: Der Bernstein ist Harz von Nadelbäumen, die im Osten vor ca. 30 – 50 Millionen Jahren wuchsen. Es tropfte von den Bäumen herab auf den Waldboden, wo es trocknete. Später wurden diese Gebiete vom Meer überschwemmt und das Harz wurde starkem Druck ausgesetzt. Viele Millionen Jahre später, während der Eiszeiten, wurden Erde und Eismassen von Osten nach Westen gepresst – Dänemark entstand. Der Bernstein, den wir u.a. am Juister Strand finden, stammt also aus den Wäldern, die vor Millionen von Jahren im Osten standen.
Bernstein kommt meist an Land, wenn das Wasser kalt und damit der Auftrieb stärker ist. Nach einem kräftigen Wintersturm, bei dem der Meeresboden aufgewühlt und damit der Bernstein freigelegt wird, sind die Chancen am größten. Wenn nach einem solchen Sturm der Wind nach Osten dreht, gibt es einen gegenläufigen Unterstrom, der den leichten Bernstein ans Land treibt. Dann findet man ihn zusammen mit dem übrigen angespülten Tang, Holzstücken und Muscheln, die man eben als den besagten schmalen dunklen Saum an der Wasserkante sieht.
Und so erkennen Sie, ob es auch Bernstein ist oder bloß ein Stein, ein Milchzahn oder sonstiges Bernstein hat viele verschiedene Farben, von weiß über gelb bis zu orange. Ist man nicht sicher, ob man Bernstein gefunden hat, kann man einen Stein in der gleichen Größe suchen. Dann merkt man, dass der Bernstein wesentlich leichter ist und hohl klingt, wenn man ihn gegen seine Zähne klopft. Guter Beweis auch: man lässt ihn ins seichte Prielwasser fallen – schwimmt er, dann ist es Bernstein.
Das alles schön in der Theorie – denn ich bin anscheinend mit einer angeborenen Bernstein-Blindheit ausgestattet – die glücklicherweise nicht vererbbar ist: meine Kinder finden ständig welchen…
Und Sie?
Ganz liebe Grüße von der Uta